500 Jahre Reformation – das Orakel in Zürich
Eine Audio-Installation (Audiospotlight 24i) lässt Zwingli und Co. in den nächsten Wochen im öffentlichen Raum ertönen. Das «Zürich Orakel» will die Passanten daran erinnern, dass die Reformatoren auch heute was zu sagen haben.
«Psssst. Zwingli sagt: Das Allerschönste ist des Arbeiters Frucht. Und morgen kauf ich mir dafür eine Zwei-Zimmer-Wohnung für 2’000 Franken pro Monat.» Das flüstern Kinderstimmen den eiligen Passanten am Hauptbahnhof Zürich zu. Sie geben Zitate reformatorischer Denker wieder — kommentiert, auch mal ironisch und aus heutiger Sicht. In den nächsten Wochen sind die Sätze an verschiedenen Orten in der Stadt zu hören.
Initiant Michael Schindhelm und Projektmitarbeiter Claudio Bucher wählten Zitate aus, die sich mit der Frage der Moral und der richtigen Lebensform beschäftigen. «Die Reformatoren ermahnen uns, fleissig und sparsam zu sein, und unsere Zeit nicht zu verschwenden. Das sind Dinge, die für uns heute immer noch wichtig sind», sagt Schindhelm. Das «Zürich Orakel» erinnere uns daran, dass ohne die Reformation Zürich heute nicht von Wohlstand und Lebensgenuss geprägt wäre.
Im Anfang war das Wort
Schindhelm will mit der Installation die Bedeutung des Worts betonen. Er verzichtet bewusst auf Bilder. «Wir bekommen eine Botschaft, die wir entschlüsseln müssen, die wir nicht so genau verstehen und die von weit herkommt.» Auch die unschuldigen Kinderstimmen verstärken das geheimnisvolle der Zitate.
Die Passanten scheinen ein Ohr für die Reformatoren zu haben: Sie bleiben überrascht stehen und schauen, woher die Stimmen kommen. Das Orakel spricht sie via Lautsprecher direkt an. Beinahe wirkt es, als ob die Ermahnungen Zwinglis im eigenen Kopf ertönen.
Vera Kluser
Quellen Nachweis
Projektinitiant Michael Schindhelm und Projektmitarbeiter Claudio Bucher betrachten die Installation im Zürcher Hauptbahnhof. (Foto: Vera Kluser)
Standorte der Installationen
ZÜRICH ORAKEL unterwegs
Mi, 25. Januar: Marktplatz Oerlikon
Mo, 29. Januar: Hammamm, Stadtbad
Mi, 31. Januar: Langstrasse
Fri, 9. Februar: Pestalozzi-Bibliothek, Niederdorf
Mo, 19. Februar: Polybahn EETH
Sa, 24. Februar: Niederdorf
Do, 22. März: Pestalozzi Bibliothek
Mi, 28. März: Stauffacher Tramhaltestelle
Do, 29. März: Hardbrücke Bahnhof
Mi, 4. April: Stauffacher Tramhaltestelle
Do, 5. April: Hardbrücke Bahnhof
Di, 10. April: Pestalozzi Bibliothek
Di, 17. April: Polybahn Station ETH
Mo, 23. April: Bahnhof Enge Tessinerplatz
Fr, 27. April: Stauffacher Tramhaltestelle
Fr, 27. April: Prime Tower
Weitere Informationen auf ZH-ORAKEL.CH